Sonntag, 28. Juli 2013

Die gute Nachricht: Wir sind nicht paranoid!

... die schlechte: Wir werden alle überwacht. Jederzeit und überall.

Wo Unrecht zu Recht wird, wird Widerstand zur Pflicht“ ... diesen Satz von Bertold Brecht kann man für alles Mögliche verwenden. Ob dies auch immer einen Sinn hat oder auch nur ansatzweise zutreffend ist, sei dahingestellt. Tatsache ist, dass ich ihn zur gegenwärtigen Lage in Bezug auf die flächendeckende Spionage aller Bürger verwenden möchte. Schließlich leben wir in einer Demokratie. Glaube ich. Und da gibt es so etwas wie Meinungsfreiheit. Meinen Informationen zufolge jedenfalls. Sicher kann man sich dieser Tage eh nicht sein, bei dem ganzen Sicherheitswahn. Und ja, diese Aussage macht Sinn. Denn nein, ich fühle mich nicht sicher, wenn mir bekannt ist, dass mir dutzende Augen zusehen, wenn ich über die Straße spaziere, dass mir hunderte Ohren lauschen, wenn ich mit meinen Freunden plaudere, oder dass zehntausende Agenten dazu abberufen sind, den tagtäglichen Unsinn zu durchforsten, den Milliarden Menschen so von sich geben. Und dabei ist es mir absolut egal, ob genau meinen Chat kein Geheimdienstler je lesen wird, weil irgendwelche Algorithmen schon vorsortiert haben und angeben, der Satz „Die Party wird bombig“ sei nicht sicherheitsgefährdend. Ich möchte einfach nicht, dass ICH als potentieller Terrorist gehandhabt werde. Ich will nicht, dass auch nur die Möglichkeit besteht, dass auf meine Daten zugegriffen wird.

Oh, du könntest doch einfach keine Daten von dir im Internet preisgeben.“, mögen Jene meinen, die eher die positiven Seiten der ganzen Lage sehen. Ja, wunderbar, ich könnte auch aufhören, mit dem Flugzeug zu fliegen, weil dann nämlich auch kein Geheimdienst erfährt, wohin ich geflogen bin... das macht wenig Sinn. Das Internet ist das größte Kommunikationsmittel der Menschheit, es ist ein Zeichen meiner Generation. Die Jugend ist damit aufgewachsen, letztes Jahr haben wir uns relativ erfolgreich gegen ACTA gewehrt. Und nun? PRISM, TEMPORA... ACTA war wohl nichts dagegen. Und das Wunderbare dabei ist: wir können uns nicht mal wirklich dagegen wehren. Es gibt keine demokratischen Wege gegen Geheimdienste, außer man lässt sich von der Mehrheit wählen und gibt dann den Ton an. Und Deutschland hat vor vielen Jahren den USA unbeschränkte Spionage der eigenen Bürger gewährt. Da ist es auch kein Wunder, dass hochrangige US-Politiker, -Militärs und -Geheimdienstler klarstellen, für was für eine Heuchlerei sie die offizielle Reaktion gewisser deutscher Politiker wahrnehmen.
Na, wie fühlt ihr euch so als potentielle Gewaltverbrecher und Terroristen? Fühlt ihr euch FREI? Denkt ihr, wie unser freundlicher Innenminister Friedrich, Sicherheit sei ein "Supergrundrecht"? Aber wie soll unsere Eiserne Kanzlerin Merkel da auch überhaupt hinterherkommen... schließlich ist das Internet ja sowieso Neuland. Für diese Aussage gäbe ich ihr gerne meinen ganz persönlichen Facepalm. Selbstverständlich nachdem ich ihr ganz freundlich die Hand geschüttelt habe.
Ich nehme ja an, dass viele meiner LeserInnen nicht mal wissen, was in den letzten Monaten so alles ans Licht gekommen ist. Diese mögen sich doch HIER ein Bild verschaffen und das folgende Video ansehen... wenn sie denn 10 Minuten ihrer wertvollen Zeit für ihre eigene Weiterbildung aufopfern können.



So, und da sich alle nun ein klares Bild gemacht haben, kann man ja wieder gelangweilt zum Facebook-Chat oder Online-Game zurückkehren und lässt sich weiter brav überwachen. Oder... man setzt eben doch mal das eigene Recht in einer Demokratie ein, demonstriert gegen flächendeckende Überwachung und wählt im Herbst keine Partei, die so etwas mitträgt.