Was bewegt uns dazu, der Realität nicht in die Augen zu
schauen? Warum handeln wir nicht immer logisch? Und ist es die Schuld
unserer Eltern, wenn wir rebellieren?
In Bezug auf den ersten Punkt - der im Übrigen den
zweiten beinhaltet, denn die Realität hat immer mit Logik zu tun -
muss gesagt werden, dass sich seit Jahrhunderten, ja Jahrtausenden
nichts an der Entwicklung des Menschen innerhalb seiner eigenen
Lebensspanne geändert hat.
Am Anfang steht die Kindheit, der Mensch lernt und nimmt
auf, er absorbiert jede Erfahrung, sieht, wie andere Menschen Dinge
tun und ahmt sie nach. Dann versucht er, es anders zu machen oder die
Prozesse zu verbessern, ob nun gewollt oder nicht.
Und dann kommt eine Phase, in der der Mensch auf das
Vergangene zurückschaut und die Möglichkeit hat, doch einen anderen
Pfad einzuschlagen.
Generell gilt, dass Kinder eine ganz andere Sicht auf
das Leben haben als Erwachsene. Diese Magie der Jugend endet, wenn
man als Heranwachsende(r) zu viel von der Welt weiß, als dass man sie
falsch einschätzen könnte. Oder aber, man ignoriert die Tatsachen
und versucht trotz allem, die Realität anders zu sehen als sie ist.
Dieses willentliche Missachten der Fakten hat aber
durchaus seine Vorteile. Ein religiöser Mensch ist in der Lage,
optimistisch zu bleiben, während alle anderen in einer auswegslosen
Situation schon längst verzweifelt wären.
Ebenso kann eine schlecht platzierte Naivität auch
ungeahnte negative Folgen mit sich ziehen. Da vertraue ich lieber
meiner Erfahrung und werde eine heiße Heizplatte nicht anfassen.
Man sollte immer –
wenn man dem Kindesalter schon entwachsen ist –
zwischen den verschiedenen Formen der Naivität unterscheiden können.
Denn Naivität ist kein Vorrecht der Jugend, vielmehr ist es eine
nützliche und manchmal sogar nötige Sache und Eigenschaft, wenn es
darum geht, glücklicher zu leben oder mehr zu erreichen.
Steckt man sich kleine Ziele, dann übertrumpft man
diese vielleicht, aber Großes bleibt unerreicht. Hat man hohe
Erwartungen, so scheinen diese vielleicht unmöglich, aber das große
Ziel bleibt doch vor Augen und der Gedanke daran beeinflusst das
Handeln.
Und so bleibe ich lieber naiv und hoffnungslos in einer
utopische Traumwelt gebunden, als das Schicksal der Menschheit
hinzunehmen und die Realität der Gegenwart zu meiner persönlichen
Maxime zu erheben.
Die letzte Frage unserer Einleitung muss mit einem klaren
'Nein' beantwortet werden.
Zum einen ist die jeweilige Gesellschaft immer für die
heranwachsende Generation verantwortlich. So gab es im Mittelalter
beispielsweise nie eine Auflehnung der Kinder und Jugendlichen, wie
es in der Antike oder der Moderne vorkam und vorkommt.
Zum anderen kann man heutzutage sowieso nicht mehr von
einer Schuld der Eltern sprechen, wenn die junge Generation von
morgen gar nicht rebellieren will.
Ich befürchte eine Generation von
Mitläufern, von gedankenlosen, von Demagogen geleiteten und
indoktrinierten Nacheiferern, die die Welt so nehmen, wie sie ist,
und keinen Gedanken daran verschwenden, dass das System und die
Gesellschaft sie in eine Rolle zwingt, die sie weder ausfüllen
müssen noch sollten.
Führt meine Behauptung ad absurdum und ich werde Euch
danken!
Film by Anonymous: http://www.youtube.com/watch?v=x9QkbqH3Qk0
Menschheit, ich setze auf Dich. Enttäusche mich nicht!