Sonntag, 17. Februar 2013

Israel - Ein Land der Konflikte

Wenige Länder beherrschen so sehr die Schlagzeilen der deutschen Medien wie Israel. Dieser Fokus auf diesen Staat im Nahen Osten ist erklärbar, denn die deutsche Geschichte ist eng mit jener des 1948 gegründeten Staates verbunden und wie Bundeskanzlerin Angela Merkel am 18. März 2008 vor der Knesset, dem israelischen Parlament, sagte, ist Israel Teil der deutschen Staatsräson.
Die vergangenen Bundesregierungen und eben auch die derzeitige bezogen zu diesem Thema immer eine eindeutige Pro-Israel-Position, basierend auf unserer Geschichte und dem Schuldeingeständnis. Auf europäischem Boden und von deutschem Territorium ausgehend fand zur Zeit des Nationalsozialismus ein grausamer Massenmord statt.

Doch die Unterstützung für jenen Staat durch die Bundesrepublik geht weit, sehr weit. Wir liefern Israel atomwaffenfähige U-Boote, wir garantieren Israel (nachvollziehbarerweise) die Souveränität (was aber eben auch bedeutet, dass notfalls die Bundeswehr der Armee Israels zur Seite stehen muss) und neuerdings können sich Israelis auch an deutsche Konsulate im Ausland wenden, wenn das aufgesuchte Land nicht den Staat Israel akzeptiert. Die Bundesregierung lässt Israel gewähren, was das Einpferchen von 1,7 Millionen Palästinensern im 360 km² großen Gazastreifen oder auch den Mauerbau im Westjordanland betrifft.

Israel wird vieles vorgeworfen: Ausnutzung der historischen Tatsachen und der daraus folgenden Opferrolle, Apartheid, Terror, Kriegshetzerei, undemokratisches politisches System, Aufrüstung der Atomwaffenarsenale, Verstoß gegen die Menschenrechte und UN-Resolutionen und Verhinderung der Zwei-Staaten-Lösung.

Eine persönliche Bewertung lasse ich dieses Mal mit Absicht weg, denn unumstritten ist zwar beispielsweise die Tatsache der Verstöße gegen mehrere UN-Resolutionen, aber den Begriff "Apartheid" auf den Staat Israel anzuwenden ist auch unter Nah-Ost- und Israel-Experten strittig. Ungewisse Sachlagen bieten einen Anlass, sich selbst ein Bild der Situation zu bilden; ein Grund mehr für mich, am 21. Februar im Rahmen eines internationalen Schüleraustausches nach Israel zu fliegen.
Ich hoffe natürlich darauf, dass sich meine negativen Befürchtungen nicht bestätigen werden, bin aber voller Zuversicht, dass diese Reise, egal, welches Fazit ich danach ziehe, meinen Horizont erweitern wird. Ein Resümee sine ira et studio wird natürlich Eingang in meinen nächsten Blog-Artikel finden.

Israel ist der einzige Staat der Welt mit einer jüdischen Mehrheit, zumindest auf dem Papier. Deswegen wird Kritik am Staat Israel schnell als antisemitisch apostrophiert, wogegen sich jedoch neuerdings vermehrt vehementer Protest regt; als aktuell relevantes Beispiel kann hier der Fall des Antisemitismus-Vorwurfes gegen Jakob Augstein angeführt werden. Jedoch sollte uns klar sein, dass konstruktive Kritik an einem staatlichen System in der Regel keine Verbindung zu religiösen und ethnischen Situationen hat. Israel wird nicht mehr nur als Vertreter des jüdischen Glaubens begutachtet, sondern als ein Staat unter vielen, der die gleichen Rechte und auch Pflichten hat wie jeder andere; Ausnahmen darf es keine geben.

Die beste Basis für produktive Debatten und Diskussionen zu diesem Thema bildet natürlich das Ansammeln von Daten und Informationen, und das nicht nur bei dieser Problematik, sondern auch generell. Ein informierter Narr erreicht mehr als ein unkundiger Weiser. Daher auch die Aufforderung an alle Leser: Informiert euch und kennt die Tatsachen! Die Welt wäre wieder einen Schritt weiter, wenn wir uns all jener Dinge und Prozesse um uns herum bewusst wären.