Wozu benötigen wir die Demokratie? Und warum ist sie
das schlechteste System, abgesehen von allen anderen Alternativen?
Ein Staat hat immer eine Staatsform, die seine Existenz
legitimiert oder zumindest dieses Ziel hat. Der Staat dient den
Interessen eines Volkes, einer Elitegruppe oder eines auserwählten
Volksgemeinschaft. Und ein Staat versucht immer, diese Interessen
durchzusetzen und die eigenen Ideale zu verbreiten. Dabei spielt es
keine Rolle, ob die Staatsform eine Monarchie oder Republik,
Demokratie oder Diktatur ist.
Die Politik ist nicht von kühlen und durchdachten
Überlegungen geprägt, sondern vom instinktiven Verhalten der in ihr handelnden Personen. Wenn ein Staatsoberhaupt eine*n Vertreter*in eines anderen
Landes trifft und die Stimmung zwischen diesen zwei Menschen ist
perfekt, dann wirkt sich das im hohen Maße auch auf die
internationale Beziehung der zwei entsprechenden Staaten aus. Man
möge an François Hollande und Angela Merkel denken. Alles andere als ein Traumpaar.
Der Sozialist und die Konservative. Und prompt merkt man: die
deutsch-französischen Beziehungen waren auch schon einmal besser.
Unser
System... die Demokratie. Warum? Weil es dem Zeitgeist entspricht.
Das ist sowieso die Legitimation für alles. Waffenexporte?
Zeitgeist. Erneuerbare Energien? Zeitgeist. Hipster-Kultur und
Massenware? Zeitgeist. Und so lange wir darauf setzen, ein allgemein
für alle gültiges System zu haben... ja, so lange wird auch die
Demokratie das beste aller Systeme sein. Beziehungsweise wie Winston Churchill es seinerzeit formulierte: „Demokratie
ist die schlechteste Regierungsform - außer all den anderen Formen,
die von Zeit zu Zeit ausprobiert worden sind.“
Denn
Demokratie gibt jedem Bürger und jeder Bürgerin das Recht,
mitzubestimmen. Nur ist vielen Menschen die Bedeutung dieser
Errungenschaft selten bis nie bewusst. Sie nehmen es hin und ahmen
doch ihren Großeltern und Eltern nach, welche auf „die da oben“
schimpfen. Dabei sind sie doch selbst schuld.
Dieses
Bewusstsein über die Möglichkeiten eigener Einflussmöglichkeiten
in unserer Gesellschaft, das fehlt uns. Vielleicht würde dann so
einiges besser – und zumindest anders – laufen als bislang.
Warum
haben unsere Ahnen so sehr für ihre Rechte gekämpft? Weil es das
wert war. Weil sie die Willkür kannten. Weil der Zeitgeist es
verlangte. Die Demokratie muss nicht nur erlangt, sondern auch
verteidigt werden. Und da sollte man nicht nach einem Staatsoberhaupt
oder dem Verfassungsschutz rufen, sondern den eigenen Teil
beisteuern. Nicht für das Land. Nicht für die eigene Ethnie. Nicht
zum eigenen Wohl. Sondern zum Erhalt der Demokratie.
Und
die Arten der Demokratien sind zahlreich. Viele Nationen dieser Erde
haben dabei eine bedeutungslose Monarchin an der Staatsspitze. Oder
sie haben eine kaum vorhandene Gewaltenteilung, was nach vielen
Definitionen ein System-Wandel ist. Manche haben auch nur den
offiziellen Namen einer Demokratie.
Hier
in Europa kam mir mal der Gedanke, wie faszinierend anders die
politische Landschaft wäre, wenn nur noch jene über Politik
entscheiden dürften, die verstehen, was sie tun. Eine Demokratie der
Wissenden. Wie undemokratisch! Und doch...
Was
wäre, wenn? Keine Millionen und Abermillionen, die auf Wahlplakate
hereinfallen und keine Wahlprogramme lesen, sondern nur jene, die
zusehen, ob ein Politiker oder eine Politikerin etwas hält, was er
oder sie verspricht. Und darauf achten, wie sich die
Repräsentant*innen wandeln.
Eine
Demokratie der Wissenden. Oder eine Philosophen-Demokratie. So
faszinierend... und in meinen Augen doch so erbärmlich. Denn Wissen
verhindert nicht Korruption und Ignoranz. So verlockend auch der
Gedanke sein mag, als Elite-Bestandteil politisch zu wirken und bei
solch einem System die Politikbegeisterung neu anzufachen, so sehr
ist doch auch klar, dass unser System der allgemeinen
parlamentarischen Demokratie, welches wir heute haben, sich doch
gerade daraus legitimiert, dass jede*r mitentscheiden darf. Selbst
die dumme Nachbarin mit der klischeehaften Bild-Zeitung in der Hand
oder der pöbelnde Neo-Nazi an der Ecke.
Durch
jeden Bestandteil erklärt sich unsere Gesellschaft. Ich bin nicht
stolz auf mein Land und nicht stolz auf die Taten anderer. Aber ich
bin stolz auf ein System, dessen Bestandteil ich bin und zu dessem
Erhalt ich beitrage.
„Die Zukunft ist etwas, das die meisten Menschen erst lieben, wenn es Vergangenheit geworden ist.“ - William Somerset Maugham -
Vielleicht sollten wir schon heute beginnen, die Zukunft
zu lieben.
Pasu Au Yeung- CC BY 2.0
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Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. - Voltaire -
Meine Gedanken dazu: Monarchie und Repunlik sind Regierungsformen, während Demokratie eine Gesellschaftsform ist, aber Diktatur ist wieder eine Regierungsform. Wenn schon dann wenigstens Autokratie. Oder versteh ich da was falsch?
AntwortenLöschenEigentlich stand hier noch mehr, aber dann habe ich den Faden verloren und irgendwelchen Blödsinn zusammengeschrieben, weswegen ich es gelöscht habe,
Man kann auch alles unter Regierungsformen zusammenfassen. Die Demokratie als Gesellschaftsform zu betrachten wäre auch eine Möglichkeit, aber dann auch bei den anderen. ;-)
LöschenUnd ja, eigentlich Autokratie. Aber ich versuche, auch jene anzusprechen, die nicht jeden Fachbegriff kennen. "Diktatur" ist da geläufiger.
Oh, schade... schreib ruhig noch mehr. ^^ Kenn ich dich? Kann ich leider nicht erfahren, da du anonym kommentiert hast.
Schöne Feiertage. :-)
Ich hatte nur keine Lust mich irgendwo einzuloggen ;)
LöschenIch habe mir Gedanken zu effizienz der einzelnen Regierungsformen gemacht, hab dann aber nach einiger Überlegung das alles über den Haufen geworfen. Also next try: Wie bereits erwähnt gibt es verschiedene Formen von Demokratie, Delegierten- oder parlamentarische Demokratie, Rätedemokratie, Basisdemokratie usw. Der wesentliche Unterschied besteht zur Nähe zum Volk. Und hier liegt der Hund begraben. Je näher am Volk, desto schwieriger wird eine Entscheidungsfindung, da man ja einen Konsens bilden muss. Der nächste Schwachpunkt, welchen eigentlich alle Regierungsformen haben, ist der eigene Machterhalt. In der Demokratie gelingt dies durch Bestechung in Form von Wahlgeschenken und -versprechen. In der Autokratie durch Repression gegen Kritiker.
Ich habe mir überlegt, dass Demokratie aber auch korruptionsresistenter ist als Autokratie. Dem König ist es egal, ob das Volk von seinen Nebeneinkünften weiß. Aber ein Minister kann ganz schnell wegrationalisiert werden.
Jedoch braucht eine Demokratie immer Menschen, die sich auch engagieren wollen/können. Den ohne diese, ist Demokratie auch nur eine geschmückte Autokratie.
PS: Ich hoffe dein Regal steht noch.