Hallo. Ich habe Ideologien und bin
Sozial-Technokrat. Macht keinen Sinn?
Ideologie... was ist das? Und ein
Sozial-Technokrat, für jene, welche die beiden Begriffe nicht in
Verbindung bringen können?
Die größte (und zudem
selbstkorrigierende) Wissensquelle der modernen Gesellschaft mit dem
Namen Wikipedia besagt, Politik sei immer mit Ideologie verbunden
(also auch eine umgekehrte Verbindung existiert), eine
unideologische, rein technokratische Politik sei realitätsfremd.
... reine Technokratie ist vermutlich
wirklich realitätsfern. Zudem würde das System einer Diktatur
gleichen, was gegen den Zeitgeist verstieße, denn die Technokratie
ist eine Regierungsform, in der jene herrschen, welche Expert*innen
der Logik, (Natur-)Wissenschaft und Technik sind (wobei es nicht um
eine selbsternannte Elite geht). Es gibt auch nicht wirklich DIE
Technokratie, ebenso wie bei allen anderen politischen Systemen. Oder
gibt es etwa DIE eine Demokratie?
Und Ideologie... eine Ideologie ist –
vereinfacht ausgedrückt – eine Zielvorstellung, welche, getragen
von einem oder mehreren Menschen, zur Umsetzung gebracht werden soll.
Ein Mensch mit einer Ideologie wird genau durch diese zu seinem
Handeln motiviert. Der Begriff an sich ist weder positiv noch negativ
belegt, kann aber eben auch verschiedene Inhalte aufweisen. Eine
Ideologie kann Massen zum Meuchelmord bewegen oder den einzelnen
Mensch auf der Straße zu einer guten Tat. Und es gibt sie en masse:
Konservatismus, Liberalismus, Nationalismus... auch unser wunderbares
System der kompletten Demokratie ist an sich eine Ideologie. Und jede
Ideologie hat oder hatte Vertreter*innen und Gegner*innen.
An dem Beispiel meiner selbst: ich bin
weder Faschist noch Kommunist, kein Veganist oder Imperialist (nein,
diese beiden Wörter hängen in keinster Weise zusammen), und
Rassismus war auch nie mein Ding. Dafür mag ich den Rationalismus
und Atheismus. Ich hinterfrage. Was aber nicht bedeutet, dass ich
zwangsläufig mehr sehen kann als andere Menschen. Es bedeutet
höchstens, dass ich weniger Lügen glaube als andere.
Jeder Mensch ist in irgendeinem Sinne
ideologisch... und da es Technokraten gibt, kann es keine
Technokratie geben, die nicht in irgendeiner Weise von einer
Ideologie geprägt ist.
... wobei... wenn man Begriffe anders
definiert, ist alles möglich.
Und Sozial-Technokratie? Nun, wer
beispielsweise den Ursprung der Sozialdemokratie versteht sowie den
Unterschied zu anderen demokratischen Parteien der Gründerzeit von
Parteien, der begreift, dass Sozial-Technokratie im Vergleich zu
reinen Technokratie eben NICHT die Wahrung des Systems um jeden Preis
sucht sowie den Erhalt vom Luxus der Oberschicht und
systemschützender Institutionen. Gewiss, das Prinzip an sich mag aus
gewissen Perspektiven Sinn machen. Doch noch immer gehen wir davon
aus, dass wir Menschen zur friedlichen Existenz das Konstrukt eines
Staates brauchen. Und ob man dies nun mag oder nicht, es wird sich
daran in den nächsten Jahrhunderten auch nichts wandeln.
Den regierenden Technokraten in der
Euro-Krise ist und war der einfache Mensch der Straße egal, sein
schönes oder unschönes Leben irrelevant. Nicht systemrelevant,
dafür aber Banken. Zumindest, wenn man mal von Island absieht, wo ja
offensichtlich intelligente Köpfe nur so sprießen.
Der Staat muss sich selbst um die
ärmsten, schwächsten und ja, auch dümmsten Glieder seiner
Gesellschaft kümmern. Egal ob behindert, psychisch gestört,
kriminell, arbeitslos, andersgläubig oder mit anderer sexueller
Orientierung.
Ja. Das ist meine Ideologie. Solange es
Staaten gibt, müssen sie auch ihre eigene Existenz damit
legitimieren, dass sie die Menschen schützen. Und das nicht einmal
vorrangig nach außen. Denn darüber sollte selbst das moderne System
hinwegkommen. Nach innen schützen, das muss die Pflicht sein.
Und doch... jede Ideologie hat – wie
erwähnt – Menschen, die dem Ganzen nicht freundlich gegenüber
stehen. Und auch ich bin Gegner manch anderer Ideologien. Warum? Sie
widersprechen mir. So einfach ist die Welt.
Meine Moral ist meine Meinung, meine
Ideologie ist meine Realität.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen