Die Kunst ist unmoralisch – die Liebe auch.
Emotionale Untreue bezeichnet die Fähigkeit eines Menschen,
Sehnsucht zu erzeugen, indem man einen Mangel herbeiführt.
Selbstverschuldet, bewusst oder unbewusst erzeugen wir ihn
in einer Beziehung bzw. menschliche Bindung um uns und dem Menschen, mit den
wir auf eine ungesunde Art und Weise verbunden fühlen, zu schaden.
Die schöne heile Welt zerbröselt, weil sie die eigentliche
Leere nicht auflösen konnte. Der Nihilismus ist hier die Antwort auf etwas, was
eigentlich nicht nachvollziehbar sein kann, weil es die pure Zerstörung aller Wesenszustände
zulässt und diese anerkennt, als das Wirkliche und Machbare. Und wäre es nicht
machbar – es gäbe die Bezeichnung der Macht nicht, die nichts Gutes oder Schlechtes
will, sondern nur um ihrer selbst willen existiert. Die Macht der Macht willen,
das ist ihre Natur, ihre Erfüllung und ihre Langeweile.
Sexuelle Untreue ist meist mit dem Bedürfnis des Menschen
nach neuen sexuellen Erfahrungen verbunden. Neue Reize strömen auf jemanden
ein, der sie zulässt.
Der Mensch lebt sich in ihr aus und lebt in jeder sexuellen
Begierde ein anderes Leben. Es ist der Tanz zu einer anderen Musik, auf einen
anderen Ball. Der gewöhnliche Anlass wird vernichtet und die Überflutung der
Reize strömt auf das Individuum ein!
Die Moral verselbstständigt sich. Nietzsche sprach von der Moral jenseits von Gut und Böse. Doch ist es nicht vielmehr die Verselbstständigung des
Menschen in seinem eigentlich stark ausgerichteten Werten, hinein in ein
Vakuum?
Es ist die Stille vor der Explosion, kurz bevor die Druckwelle
Realität wird. Man geht zu weit, verwischt die klaren Spuren, liebt und
begehrt im Schein und unter falscher Adresse.
Es ist auch die Unfähigkeit die Figur abzulegen, die den Schauspieler
nur für Stunden erfüllen sollte. Die Identifizierung mit einer fremden Sache,
die man trägt, wie eine selbstverständliche Bekleidung, ein Shirt ohne
Aufschrift, ein Pullover ohne Maschen: es ist auch das Leuchten und Erblassen
zur gleichen Zeit, in jeder Bewegung und Erinnerung, an das Leben, das sicher
war. Die innere Stimme in einem schreit ohne Ton:
Verlasst die alten Wege! Lebt euch aus! Zerstört!
Ab und zu führt auch die Wahrheit zum Ziel und man ist
bereit diesen Preis zu bezahlen, für etwas, was man geistige Freiheit nennen
könnte – oder das Loslösen von der gesellschaftlichen Scheinordnung.
Das Überlassen des Menschen hinein in etwas ganz NEUES, das
ist es, was Untreue bezeichnet: es ist die Vereinigung von dem Nichts und der
blanken Wut, alles zu erreichen!
Die Liebe ist hierbei die Entblößung des Menschen, indem er
sie verlässt, verlässt er seine Entblößung und demaskiert sich.
Es ist der Verrat an dem Glück und der westlichen Norm, die
danach sucht und etwas festhalten will, was haltlos ist.
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Der trockene Schwamm, der ausgewrungen werden möchte, füllt
sich mit Leere, wo er eigentlich Wasser sucht. Die Nahrung dieses Schwammes ist
die Moral, die der Mensch in der Untreue vergisst.
Nur vollkommen übersättigt und leer kann der Geist frei sein
und findet kein Interesse an einem Menschen. Das Spielobjekt wird hierbei frei
erwählt und ist bedeutungslos der das Mittel zum Zweck, das den Zweck vollkommen
neutral gegenüber steht.
Es ist der Zustand, der eigentlich Prozess sein sollte. Doch
etwas steht fest und ist klar. Menschen, die zu viel Empfindung in etwas
hineinstecken, werden sich verlieren und verbrennen, doch auf dieser Asche kann
etwas gedeihen, was stärker ist als sie.
Der Mensch muss verloren sein – um wirklich
zu werden, abspringen und wissen, dass der Aufprall voller Leben ist – voller Missachtung
der Moral.
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